Mit seinem aktuellen Solo-Programm setzt der serbische Pianist Nenad Lečić bewusst auf die anziehende Kraft scheinbar gegensätzlicher Klavierwerke. Die Kombination zweier so unterschiedlicher Komponisten und ihrer Werke steht hier exemplarisch für die Widersprüchlichkeit und Komplexität einer sich schnell verändernden Welt. Klaviermusik in aufgewühlten Zeiten – romantisch wehmütig auf der einen und neuzeitlich atemlos auf der anderen Seite …
Nenad Lečić
Schumann – Prokofiev
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Beschreibung
SCHUMANN – PROKOFIEV
Robert Schumann (1810–1856): Fantasie in C-Dur op. 17; Arabeske op. 18
Sergei Prokofiev (1891–1953): Klaviersonate Nr. 7 op. 83; Tales of an Old Grandmother op. 31
Nenad Lečić – Klavier solo
Mit seinem aktuellen Solo-Programm setzt der serbische Pianist Nenad Lečić bewusst auf die anziehende Kraft scheinbar gegensätzlicher Klavierwerke. Die Kombination zweier so unterschiedlicher Komponisten und ihrer Werke steht hier exemplarisch für die Widersprüchlichkeit und Komplexität einer sich schnell verändernden Welt. Klaviermusik in aufgewühlten Zeiten – romantisch wehmütig auf der einen und neuzeitlich atemlos auf der anderen Seite.
Im Zentrum dieser Einspielung stehen zwei Werke, die von zentraler Bedeutung für die Komponisten sind. So unterschiedlich die musikalische Sprache, so ähnlich die dahinterstehende Intention der Komponisten – beide hatten zeitlebens ein ausgeprägtes Interesse an Literatur und schrieben Musik als Ausdruck von Seelenzuständen. Für Robert Schumann, der fast in jedem seiner Werke das poetische Element sucht und einbettet, webt in seine Fantasie op. 17 ein Bild vielschichtiger Emotionen. Schumann erzählt von sich, schreibt so etwas wie ein ganz persönliches musikalisches Buch, zu dem auch die Arabeske op. 18 ein Kapitel beiträgt. Ein poetisches Stück voller Gedanken auf verschlungenen Wegen.
Literarisch interessiert war auch Sergej Prokofjew. Er schrieb als junger Mann sehr skurrile, märchenhafte Erzählungen, die in Zeitschriften veröffentlicht wurden und ihm finanziell als „zweites Standbein“ neben der Musik dienen sollten. Es ist diese märchenhafte Welt, in der auch die „Tales of an Old Grandmother“ aus dem Jahr 1918 zuhause sind: ein imaginärer Enkel lauscht den Geschichten seiner Großmutter. Prokofjew greift in seinem vierteiligen Zyklus auf Melodien der russischen Folklore zurück und findet überraschende harmonische Wendungen. In seiner 7. Klaviersonate (mit dem Untertitel „Stalingrad“) spiegelt sich hingegen die aufwühlende Zeit des 2. Weltkriegs. Das Motorische, ja Rast- und Atemlose ist tief in diese Musik „eingepflanzt“ und stellt alle InterpretInnen vor enorme spieltechnische Herausforderungen. Kaum kann man sich der außergewöhnlichen Sogwirkung dieser Klänge entziehen. Harsche Chromatik, abrupte Wechsel der Tonarten, krass gesetzte Akzente …
Trackliste
ROBERT SCHUMANN Fantasie C-Dur op. 17 | |
I. Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen | |
II. Mäßig. Durchaus energisch | |
III. Langsam getragen. Durchweg leise zu halten | |
ROBERT SCHUMANN Arabeske op. 18 |
|
Arabeske, Op. 18 | |
SERGEI PROKOFIEV Sonate Nr. 7 op. 83 | |
I. Allegro inquieto | |
II. Andante caloroso | |
III. Precipitato | |
SERGEI PROKOFIEV Tales of an Old Grandmother op. 31 |
|
I. Moderato | |
II. Andantino | |
III. Andante assai | |
IV. Sostenuto |
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Pressestimmen
Blick in dunkle Seelen
“Hier ist ein Pianist am Werk, der keine Allüren kennt; der seiner Intuition und exzellenten Technik absoult vertraut. Beherrschtheit, nicht Entfesselung zeichnet seine neue Einspielung aus, die in gewohnter Qualität vom Label Kaleidos produziert wurde. Schumann und Prokofiev – eine wahrhaft ungewöhnliche Kopplung. Lecic will deren Gegensätzlichkeit nicht verleugnen, sondern nimmt bei beiden einen Blick in dunkle Seelenlandschaften.”
Arndt Zinkant [WN, 31.05.2023]
In hohem Maße elegant
“Zwei Komponisten, zwei musikgeschichtliche Epochen, die fast ein Jahrhundert auseinander liegen und ein Interpret, der mit seiner engagierten Diktion genau weiß, was er mit seinem Instrument und dem zugrunde liegenden Notenmaterial anfängt. Dies alles bündelt sich auf attraktive Weise bei der Aufnahme des serbischen Pianisten Nenad Lečič für das Label Kaleidos. […] Aber das mehrmalige Hören erschließt einen Bezug zwischen romantischer Tiefgründigkeit und modernem perkussiven Aufruhr. Vor allem, da sich Nenad Lečič als versiert genug erweist, um durch sein individuell prägende Handschrift ein übergreifendes verbindendes Element erlebbar zu machen. In Schumanns Fantasie in C-Dur wirken die Töne wie gemalt, was in entrückte, unserer lauten, fernen Welt so abhanden gekommene Gefühlstiefen eintauchen lässt. Aber wie Nenad Lečič die Akzente setzt und wie er Crescendi modelliert, das zeigt, wie er die Musik zur Sprache aus dem Heute werden lässt. […] Wie er messerscharf die Rhythmen dosiert, wie er Klarheit aufrecht erhält in den Tonballungen, wie er bei aller Spannung lupenreine Transparenz herrstellt – das dient wieder dem Wesenskern dieser Tonsprache, die sinnlich, fortschrittlich und auch in hohem Maße elegant ist.”
Stefan Pieper [Klassik-Heute.de, 08.01.2023]
Interessante Produktion
“Der serbische Pianist Nenad Lecic beginnt sein kontrastreich aufgebautes Programm mit einer sehr introvertierten Interpretation von Schumanns Fantasie op. 17. Er konzentriert sich nur auf die Musik und ihre Inhalte, um die darin enthaltenen wechselnden Emotionen höchst sensibel hörbar werden zu lassen. Die rhythmisch und farblich phantasievoll gespielte Arabeske leitet über zu einer spannenden 7. Sonate von Serge Prokofiev. Den gehetzten und spukhaften Charakter der Ecksätze bringt Lecic aufregend zu Gehör, während er den liedhaften Charakter des Andante caloroso mit fast romantischer Geste betont.
Remy Franck [Pizzicato, 20.10.2022]
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