Seit unserer Gründung 1994 hatten wir im Konzertalltag neben den Uraufführungen zahlreicher zeitgenössischer Werke natürlich auch immer wieder die „klassischen“ Melodrame von Schubert, Schumann, Liszt, Strauss, von Schillings u. a. im Programm.
Insbesondere die Vertonung des Cornets von Viktor Ullmann hat uns fasziniert – kann sie doch als eine Art Bindeglied aufgefasst werden zwischen den romantischen Melodramen und der zeitgenössischen Literatur, das an vielen Stellen gegenwärtige Kompositionsansätze vorwegnimmt.
Auch wenn Viktor Ullmann wohl eher nur die Aufführung der von ihm melodramatisch bearbeiteten Teile vorgeschwebt hat, haben wir uns bewusst dafür entschieden, auch die übrigen Textteile einzufügen. Zum einen ist die Dichtung Rilkes heute längst nicht mehr so bekannt wie Mitte des 20. Jahrhunderts und für den Hörer ergibt sich so eine lückenlose Handlung. Zum anderen tragen die freigestellten Textpassagen zu einer entspannenden Abwechslung zwischen den melodramatischen Passagen bei.
Besonders bedanken möchten wir uns bei dem Ullmann-Experten Ingo Schultz (Viktor Ullmann – Leben und Werk, Bärenreiter-Verlag, BVK 2031, 2008), auf dessen Anregung wir uns intensiv mit dem Originalmanuskript beschäftigten, welches in der Paul Sacher Stiftung in Basel aufbewahrt wird. Daraus ergaben sich für uns etliche weiterführende Erkenntnisse sowohl in Bezug auf die korrekte Lesart von Tönen, Harmonien und Vortragsbezeichnungen als letztlich auch auf die Gestaltung des Klavierparts.
Ebenfalls äußerst reizvoll war für uns die Ersteinspielung der drei Arensky-Melodramen, die als Paradebeispiele des Genres gelten können. Durch das Zusammenwirken von gesprochenem Wort und Musik ermöglichen uns diese Kleinode, in der heute eher nüchternen Zeit – wie durch ein geöffnetes Fenster – einen Blick auf die Gefühlswelt der Romantik und deren Umsetzung in Musik zu werfen.
Ist das erste Stück „Wie waren einst so schön die Rosen“ noch relativ populär, so war das Notenmaterial des zweiten nur in der russischen Nationalbibliothek Moskau aufzutreiben. Die deutsche Übersetzung von Turgenjews Texten erschien uns dabei an vielen Stellen im Sinne des heutigen Sprachgebrauchs überarbeitungswürdig. Deshalb haben wir in enger Abstimmung mit der Slawistin Erika Hoppe eine neue Fassung erstellt, die uns in sprachlicher Hinsicht zeitgemäßer erscheint.
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